Hausärztliche Praxis Yulia Britvina und Dr. med. Viola Borg

Harnwegsinfektionen

Eine Harnwegsinfektion ist eine entzündliche Erkrankung, die das gesamte Harnsystem betreffen und durch Bakterien, Viren oder Pilze hervorgerufen werden kann. Es ist die zweithäufigste bakterielle Erkrankung, der viel zu oft eine antibiotische Therapie folgt. Harnwegsinfektionen sind dadurch gekennzeichnet, dass im normalerweise sterilen Urin Keime vorhanden sind. Wir scheiden täglich nur ca. 1,5 Liter Urin aus, obwohl durch die Nieren täglich 1500 Liter Blut fließen. Die Blase meldet sich bei ca. 200ml mit Harndrang. Das Gesamtfassungsvermögen der Harnblase beträgt 1 Liter.

Infektionswege

Meist über die Harnröhre aufsteigend, so dass auch Harnblase, Harnleiter und Niere betroffen sein können. Da die Frauen eine kürzere Harnröhre haben als die Männer, sind sie häufiger von Infektionen betroffen und sollten deshalb nach dem Geschlechtsverkehr immer die Blase entleeren. In den meisten Fällen wird eine Blasenentzündung durch Darmkeime, sogenannte E.coli-Keime, die durch Vaginalkeime, welche beim Geschlechtsverkehr übertragen werden und immer wieder aktiviert werden, provoziert. Ein wirksamer Schutz ist die richtige Hygiene nach dem Stuhlgang, deshalb ist es wichtig, von vorn nach hinten zu reinigen. Andere Ursachen wie Abflussbehinderungen oder Abwehrschwäche sind möglich. Abflussbehinderungen zeigen sich in der urologischen Diagnostik, Abwehrschwächen können durch nicht optimal eingestellten Diabetes mellitus, Östrogenmangel bei Frauen ab den Wechseljahren mit nachlassendem vaginalem Barriereschutz entstehen. Auch für die Nierenbeckenentzündung sind neben dem Diabetes Nierensteine als ungünstige Faktoren bekannt, die krankheitsfördernd sind. Der raumverdrängende Effekt der Nierensteine führt zu einem Reiz, der die Oberfläche verletzen kann und Bakterien eindringen lässt.

Symptome

Bei der Blasenentzündung: plötzlicher Beginn, häufiger Harndrang ,tropfenweise, manchmal unwillkürlich, schmerzhaftes Brennen während und nach dem Wasserlassen.

Bei der Nierenbeckenentzündung: Anfangs Schüttelfrost, dumpfes Nierenspannungsgefühl, Fieber, manchmal Nierenkoliken und leichte Blasenbeschwerden.

Behandlung

Gehen Sie bei Beschwerden zeitnah zum Arzt, dann vermeiden Sie chronische Verläufe, die unbemerkt zu Folgeschäden führen können. Trinken Sie 3 Liter am Tag, das was Ihnen schmeckt, hilfreich sind pflanzliche Arzneimittel, die die Durchspülung anregen und so zur Keimminderung beitragen. Präparate, die dazu beitragen sind: Canephron N, Aqualibra oder Utiproplus. Der natürliche Zucker D-Mannose (Handelsname Femannose N) bietet ebenfalls eine Alternative ohne Resistenzrisiko. Besonders wirkungsvoll sind hier Angocin Anti-Infekt-Tabletten. Die Bakterien heften sich an den Zucker und werden mit dem Urin ausgeschwemmt.1 Manchmal helfen nur Antibiotika, das sollte die Ausnahme sein und bei wiederholten Infektionen (mehr als 3 Episoden pro Jahr) sollte stets eine Urinkultur gezielt erfolgen, d.h. vom Urin wird eine kleine Menge auf einen speziellen Nährboden ausgestrichen (Kultur angelegt), bebrütet und nach einer bestimmten Zeit werden die verschiedenen Bakterien abgelesen, die gewachsen sind. Eine Antibiotika-Langzeittherapie bei schwerwiegenden gehäuften Infektionen (Dauer der Behandlung ca. 6 Monate) senkt die Wiederholungshäufigkeit um 95%. Vor dieser Langzeitbehandlung sollte ein Versuch mit tgl. Einnahme von D-Mannose über 6 Monate erfolgen.

Vorsorge

Gehen Sie regelmäßig zur Toilette, denn es ist wichtig, dass Sie bei Harndrang den Toilettengang nicht unnötig verschieben. Lassen Sie sich Zeit dabei, um Restharn in der Blase zu vermeiden. Vermeiden Sie Unterkühlungen, denn sie begünstigen das Entstehen einer neuen Infektion. Dazu gehört auch, dass Sie sich nach dem Baden sofort trockene Kleidung anziehen. Bei wiederholten Infektionen lassen Sie sich über eine Impfvorsorge (STRO VAC) beraten. Als Tabletten stehen hier Pentosan-Polysulfate zur Verfügung und als Installationsbehandlung kommen Hyaluronsäure oder Chondroitinsulfatlösungen in Frage. Ziel: Barriereverbesserung der Harnblasenschleimhaut.2 Dieses Ziel verfolgt auch ein neues Produkt: „Femaviva“-Gel, es enthält D-Mannose, Hyaluron, Milchsäure und Cranberry.

Vermeiden Sie weiterhin spermizid-beschichtete Kondome, die Verwendung von Gleitgel (wasserbasierte Gleitgele ohne Zusatzstoffe können hier als unschädlich betrachtet werden), besondere Sexpraktiken, häufigen Sexualverkehr, die Einnahme von Kontrazeptiven, die zu Östrogenmangel führen, und Beckenbodenschwäche nach der Geburt eines Kindes. Vergessen Sie nicht, vor und nach dem Sexualverkehr die Blase zu entleeren!

Frauen in den Wechseljahren profitieren häufig, nach frauenärztlicher Rückfrage, von 2x wöchentlicher lokaler Östrogencreme-Behandlung. Anwendung von Uro-vaxom-Kapseln (E.coli-Stämme) als Tablettenkuranwendung, um das Immunsystem gezielt gegen diese Darmbakterien zu trainieren. Eigenbluttherapie ist ebenfalls eine sinnvolle Behandlung, um häufiges Auftreten der Beschwerden immunologisch abzutrainieren.

Die Auswahl ist groß, immer treffe ich für Sie eine Individualentscheidung!

(Quelle: Flyer "Aus der Natur. Für den Menschen"; Dr. Willmar Schwabe Arzneimittel)

1 (Quelle: Klosterfrau aus der Zeitung "Der Allgemeinarzt" 13/2018)

2 Quelle: Fabian P. Stangl et al., Universitätsspital Bern, „Uro-News“ Nr. 7-8/2022 (VÖ 15.07.2022) bzw. springermedizin.de.

Produktempfehlung

Angocin Anti-Infekt-Tabletten, wirken bei Harnwegsinfekten, Bronchitiden und Nasennebenhöhlenentzündungen dreifach: antientzündlich, antibakteriell und antiviral. Dosis: Standard: 3x4 bis 5x5 Tabletten im Akutfall; bei gehäuften Infektionen Langzeitanwendung möglich.